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Nachhaltigkeit hat jetzt einen festen Platz im Herner Stadtteil Wanne-Süd
In einem öffentlichen Park lädt seit Ende April 2018 ein Schrank aus wetterfestem Lärchenholz dazu ein, Dinge zu geben, zu nehmen und zu tauschen. Ob Haushaltsgerät, Werkzeug oder Spielsachen – was noch nutzbar ist, kann in den Tauschschrank gelegt werden. Und jeder darf sich kostenlos daraus bedienen.
„Es gibt hier viele Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Das Angebot hat also auch eine soziale Komponente. Zugleich ist es nachhaltig im Sinne von Ressourcenschonung, wenn Sachen genutzt anstatt weggeworfen werden“, sagt Axel Rolfsmeier vom Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) der Evangelische Landeskirche von Westfalen. Als Koordinator des IKG-Projekts „Nachhaltigkeit nimmt Quartier“, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird, hat er den Aufbau des Tauschschranks begleitet.
MehrWert-Projekt half beim Erstellen einer Nutzungsordnung
Die Idee entstand im September 2016 bei einer Zukunftswerkstatt mit Anwohnerinnen und Anwohnern aus dem Stadtbezirk. „Wir haben gedacht, so ein Tauschschrank ist schnell gemacht, aber dann hat es doch gedauert“, sagt Rolfsmeier schmunzelnd. Geeignete Standorte und Bauweisen wurden in Workshops und Arbeitsgruppen diskutiert, Genehmigungen waren einzuholen, Finanzierung und Betrieb zu klären.
Das MehrWert-Projekt der Verbraucherzentrale NRW brachte die Erfahrungen von anderen Schenk- und Tauschinitiativen ein, half bei der Klärung von Versicherungs- und Haftungsfragen und beim Erstellen einer Nutzungsordnung. Denn auch das Teilen und Tauschen braucht Regeln. Beispielsweise sollen keine kaputten Gegenstände in den Schrank gelegt werden.
„Wenn jemand unsicher ist, ob ein Elektrogerät noch in Ordnung ist, dann raten wir, es erst einmal in einem Repair-Café durchchecken zu lassen“, erklärt Michael Eilebrecht. Er ist einer von 13 engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich als „Kümmerer“ zur Verfügung gestellt haben. Zwei- bis dreimal in der Woche will Eilebrecht künftig nach dem Tauschschrank sehen. „Ich glaube aber nicht, dass so viel Murks damit gemacht wird. Es ist ja eine gute Sache“, meint er.
Sponsoren und Unterstützer machten Umsetzung möglich
Dass der Tauschschrank eine gute Sache ist, davon ließen sich auch die Stadt Herne sowie weitere Kooperationspartner und Sponsoren überzeugen. Die Stadtentwicklungsgesellschaft und die Herner Sparkasse unterstützten das Projekt mit Spenden. Aufgebaut werden konnte der Schrank auf städtischem Grund am Eingang des Sportparks Eickel. In unmittelbarer Nähe gibt es eine Straßenbahnhaltestelle, die Sportanlagen sowie viele öffentliche Einrichtungen, die für Publikumsverkehr sorgen.
Über die Bethel-Stiftung fand sich ein Architekturbüro, das den Schrank entwarf. Er ist so gestaltet, dass auch Rollstuhlfahrer problemlos herankommen. Eine Photovoltaikanlage liefert den Strom für die Beleuchtung. Gebaut wurde der Schrank von einer Tischlerei. Mit zwei Metern Länge, drei Metern Höhe und rund einem Meter Tiefe bietet er auf zwei Ebenen Platz für eine ganze Menge Sachen.
Wer große Dinge abgeben möchte, kann das einfach auf einen Zettel schreiben.
Gewünscht ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs
Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass der Tauschschrank rege genutzt wird. Es sollen noch Bänke aufgestellt werden, um den Standort zu einem Ort des Verweilens zu machen. „Man kann sich hier treffen und austauschen. Auch das trägt zur Nachhaltigkeit im Quartier bei“, so Axel Rolfsmeier.