Teilen und Tauschen in Hattingen

Im Tauschring Hattingen werden Dinge, Dienstleistungen und Wissen getauscht. Zweimal im Jahr organisiert die Initiative einen Büchertausch.
Ein großer Tisch, auf dem sich Gegenstände und Schilder befinden.

Im Sinne einer erweiterten Nachbarschaftshilfe tauschen Hattinger Dinge und Dienstleistungen – ganz ohne Geld.

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Alle wollen nur nehmen? Der Blick in die "Tausch-Zeit", das Magazin des Tauschrings Hattingen, legt das Gegenteil nahe. Ob Norwegisch-Unterricht, Hilfe bei der Gartenarbeit, Gemüse aus dem eigenen Garten oder der Verleih einer elektrischen Nähmaschine – es gibt jede Menge Angebote. Und bei keinem muss mit Geld bezahlt werden.

Die Gemeinschaftswährung im Tauschring ist Zeit. Investierte Stunden werden auf einem Konto verbucht und können gegen die "Zeit-Leistung" eines anderen eingetauscht werden. Dabei muss nicht unmittelbar und gegenseitig getauscht werden nach dem Motto "Ich strick dir Socken, du machst mir Marmelade". "Wir haben tatsächlich mehr Leute, die geben wollen als nehmen. Es geht um gegenseitige Unterstützung in einem größeren Kreis", sagt Beate Langner, die sich seit mehr als zehn Jahren im dreiköpfigen Organisations-Team engagiert. So stellt die 57-Jährige beispielsweise das Tausch-Magazin zusammen, das auf der Internetseite erscheint und bei den monatlichen Treffen verteilt wird. Darin werden Angebote und Gesuche anonymisiert veröffentlicht. Wer der Gruppe für einen Mitgliedsbeitrag von zwei Zeitstunden und sechs Euro im Jahr beitritt, erhält die Telefonliste und kann einen geeigneten Anbieter kontaktieren.

"Jeder kann irgendetwas. Bei uns zählt die Stunde eines Akademikers so viel wie die eines Handwerkers"

Jede eingebrachte Stunde ist gleich viel wert

Der eine braucht jemanden, der eine Deckenlampe anschließen kann - und auch gleich noch die Bohrmaschine mitbringt. Die andere backt gerne Kuchen, verzweifelt aber, wenn der PC den Dienst verweigert. "Jeder kann irgendetwas. Bei uns zählt die Stunde eines Akademikers so viel wie die eines Handwerkers", erklärt Beate Langner. Wissen, Fertigkeiten und Gegenstände werden im Sinne einer erweiterten Nachbarschaftshilfe geteilt. "Es geht meist um kleine Dinge: Eine Glühbirne austauschen, den Garten während des Urlaubs beaufsichtigen", sagt die Hattingerin, die gemeinsam mit ihrem Mann eine Firma leitet.

Gegründet als Projekt der Lokalen Agenda 21

Schon seit 2002 wird in der Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis das geldfreie Geben und Nehmen praktiziert. Der Tauschring wurde damals im Rahmen der Lokalen Agenda 21 gegründet. Heute sind etwa 25 Mitglieder zwischen 25 und 65 Jahren aktiv. "Die Motive sind unterschiedlich. Manche haben einfach wenig Geld, andere möchten ihre Fähigkeiten einbringen. Und es geht auch um Nachhaltigkeit. Es muss ja nicht sein, dass man immer alles neu kauft oder wegwirft", sagt Beate Langner.

Zweimal im Jahr veranstaltet die Gruppe einen Büchertausch, zu dem jeder willkommen ist. Im Januar können zudem ungeliebte oder nicht passende Weihnachtsgeschenke getauscht werden, anstatt in der Ecke oder im Müll zu landen. Mit diesen Aktionen wirbt die Gruppe für die Tauschring-Idee und will neue Mitglieder gewinnen. "Es könnten schon noch Leute kommen, die sich engagieren und dazu beitragen, dass wir bekannter werden", so Langner. Denn je mehr getauscht werde, desto besser funktioniere das System.

www.tauschring-hattingen.de

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Obenansicht von Menschen, die sich Gegenstände bei einer Tauschbörse anschauen

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