Auf dem Weg zu einem Verbund Teilen & Leihen

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Die jahrelange Vernetzung der Leihinitiativen und Leihläden wird weiter professionalisiert - mit dem Verbund Teilen & Leihen soll nun eine zentrale Anlaufstelle für Engagierte entstehen. Damit sollen bundesweit neue Leihinitiativen bei der Gründung unterstützt, bestehende Initiativen gestärkt und Orte des Teilen und Leihens skaliert werden.
Das Bild zeigt einen Teil des Inventars der »bib der dinge Bochum«. Dort befinden sich derzeit rund 2 500 Gegenstände aus den Bereichen Werkzeug, Spielzeug, Küchengeräte, Garten, Sport und Freizeit.

Am 19. Oktober 2024 kamen Engagierte aus vielen verschiedenen Leih-Initiativen in Bochum zusammen, um sich bei einem zweitägigen Vernetzungstreffen des Netzwerks der Leihläden auszutauschen. Das Treffen fand in Kooperation mit dem Transferprojekt Repair & Share Ruhr (ThalesRuhr) der Hochschule Bochum statt. Im Fokus stand einen Raum für Erfahrungsaustausch, eine stärkere Vernetzung und das Erlernen neuer Fähigkeiten zu gestalten. In zwei Tagen tauschten sich die Teilnehmer:innen on- und offline zu verschiedenen Themen aus, darunter geeignete Finanzierungsformen für Leihläden, digitale Schnittstellen für Leihkataloge, Haftung & Reparatur im Leihladen, sowie Herausforderungen im Leihladen-Alltag und Möglichkeiten einer verbesserten zukünftigen Vernetzung. 

 

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Durch den Austausch wurde klar, dass sich die Herausforderungen in der Gründung und dem Betrieb von Leihinitiativen deutlich unterscheiden. Es gibt Initiativen, die über ein sehr stabiles Finanzierungsmodell verfügen oder alternative Raumnutzungskonzepte für sich entdeckt haben, während andere Initiativen genau hiermit Schwierigkeiten haben. Der Raum für Erfahrungsaustausch ist daher essenziell, um neue Strategien für die eigene Initiative zu entwickeln, von anderen zu lernen und sich in dem eigenen Engagement wirksam und bestärkt zu fühlen

Das Projekt Bürgerschaftliches Engagement für Nachhaltigkeit der Verbraucherzentrale NRW unterstützte das Treffen mit einem knapp zweistündigen Workshop und begleitete eine interaktive Diskussion rund um eine mögliche Verbundsgründung der Leihinitiativen. Hierfür wurden zuerst die Bedürfnisse der anwesenden Engagierten an ein Netzwerk/Verbund für Leihinitiativen abgefragt und konkrete allgemeine Schritte einer Verbandsgründung vorgestellt. Außerdem wurde die konkrete Ausgestaltung eines solchen Verbunds sowie mögliche Organisationsformen, Angebote und Visionen, die an einem Verbund als stärkend empfunden werden würden, diskutiert. Aus dieser Diskussion formulierte sich die Absicht, dass ein gemeinsamer Verbund gegründet werden soll. Hierfür wurde eine AG Verbundsgründung initiiert. 

Diskussion Verbundsgründung

Bis Ende Januar entwickelte die AG die Ideen rund um einen gemeinsamen Verbund weiter und formulierte ein Konzept und eine Satzung. Das Konzept beschreibt insbesondere Struktur, Ziele, Aufgabenbereiche und Tätigkeitsfelder sowie mögliche Formen der Finanzierung eines gemeinsamen Verbunds. An einem 2. Treffen am 4. Februar 2025 wurde dieser Prozess, das Konzept und zentrale Punkte wie Name und Finanzierung dann wieder in einem größeren Kreis von ca. 20 Leihladen-Aktiven in einem zweistündigen Online-Workshops diskutiert. 

An dem Treffen nahmen u.a. Teilnehmer:innen aus Köln, Bonn, Dortmund und Bochum teil. Der Workshop begann mit einem Vortrag von Lisa Kückels, die aus dem gelebten Alltag des Verbunds der Offenen Werkstätten berichtete. Im Anschluss stellte Najine Ameli von der bib der dinge Bochum das erarbeitete Konzept für einen Leihladen-Verbund vor. Diese Vorstellung wurde mit einer Umfrage ergänzt und der Raum für Diskussion rund um die Frage nach dem Namen und Finanzierungsstrukturen des Verbunds geöffnet. In einem nächsten Schritt soll nun die Satzung finalisiert und ein Verein für den Verbund Teilen & Leihen gegründet werden. 

Eine größere Vernetzung des Verbunds erfolgte außerdem am 25. Februar 2025 im Rahmen des Sharing-Economy Fachdialogs "Zugang statt Eigentum", ausgerichtet vom Ecologic Institute im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (siehe Bild unten). Im Rahmen der Veranstaltung hatte der Verbund Teilen & Leihen die Möglichkeit sich vorzustellen, für die Belange zivilgesellschaftlicher Leihläden zu sensibilisieren sowie aus dem aktuellen Prozess der Verbundsgründung zu berichten. Insgesamt fand der Verbund Teilen & Leihen großen Anklang und wurde von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Forschung, Politik und Verwaltung sehr positiv aufgefasst.  

Warum ein Verbund Teilen & Leihen?

Die Gründung des Verbunds ermöglicht eine langfristige Skalierung von Orten des Teilen und Leihens und verbreitert einen bewussten Umgang mit Ressourcen in allen Teilen der Gesellschaft sowie den einfachen Zugang zu gemeinsam genutzten Gegenständen für alle. Damit werden ressourenschonende Orte und Strukturen sowie die Vernetzung und Qualifizierung von Engagierten gefördert.

Die Erfahrung zeigt: eine professionelle Vernetzung und Anlaufstellen für Engagierte sind treibende Kräfte für die Verbreitung und Skalierung von Initiativen. So hatte das Netzwerk der Reparatur-Initiativen bei der Gründung vor ca. 10 Jahren unter 100 eingetragene Initiativen. 2025 sind es bereits über 1.600 eingetragene Reparaturcafés - Tendenz steigend! Denn eine dauerhafte Anlaufstelle und gefestigte Strukturen ermöglichen eine schnelle und effektive Unterstützung neuer Initiativen, die Weiterbildung von Engagierten sowie die Möglichkeit sich gemeinsam für verbesserte politische Rahmenbedingungen einzusetzen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. 

Sechs Personen sitzen auf Stülen und diskutieren in einer Podiumsdiskussion

Weitere Informationen werden über die Leihladen-Vernetzung oder über die Verbraucherzentrale NRW zum Thema Teilen & Tauschen angeboten.

 

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