Urbanes Gärtnern am Niederrhein: Essbares Kleverland

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Dass Erdbeeren und Kohlrabi nicht im Supermarkt wachsen, sondern in der Erde und direkt vor der Haustür, macht der Verein Gemeinschaftsgärten Essbares Kleverland in Kleve und Bedburg-Hau erlebbar.
Eine Gruppe arbeitet im Garten
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Mehr Natur und Farbe in die Stadt zu bringen, gärtnerisches Wissen weiterzugeben und das Bewusstsein für regionale und saisonale Produkte zu fördern – das hat sich der Verein Gemeinschaftsgärten Essbares Kleverland zum Ziel gesetzt.

Seit 2014 pflanzen und pflegen die Stadtgärtner am Ufer des Spoy-Kanals mitten in Kleve Gemüse, Salat, Blumen und Kräuter. 2015 kam noch ein 1.000 Quadratmeter großes Wiesengelände in Bedburg-Hau dazu, auf dem nun Beete angelegt sind und Obstbäume wachsen.

Jeder kann mitmachen!

„Wir sind im Kern etwa 15 bis 18 Leute, dazu kommen noch Unterstützer“, sagt Vorsitzender Jürgen Ramisch. Der frühere Baumschulgärtner ist von Anfang an dabei und ein leidenschaftlicher Gartenmensch: „Ich liebe das Gärtnern. Im Garten sind alle gleich. Und es ist absolut toll, was man alles ohne viel Geld machen kann.“

Aus einer privaten Idee wurde in kurzer Zeit ein aktiver Verein

Die Idee, am Niederrhein ein Urban-Gardening-Projekt zu starten, wurde im privaten Kreis geboren – frei nach dem Motto: Was in New York und Berlin geht, muss doch auch bei uns klappen.

Die Resonanz war sofort positiv, berichtet Jürgen Ramisch. Auf Einladung der Herbert Looschelders Sozial- und Ökologiestiftung gab es eine gut besuchte öffentliche Versammlung, wenig später folgte die Vereinsgründung und ein sogenannter Gestattungsvertrag mit der Stadt Kleve wurde geschlossen. Damit hatte die Initiative freie Bahn, ein eher tristes Ufer-Grundstück in der City in eine bunte Oase zu verwandeln. Dass der Pachtvertrag über das Areal an der Spoy später an einen Gastronomen ging und die Initiative 2017 auf die gegenüberliegende Seite umziehen musste, konnte die Gärtner nicht stoppen.

Durch den zweiten Standort in Bedburg-Hau war 2015 bereits aus dem Verein „Essbare Stadt Kleve“ der „Essbares Kleverland e.V.“ geworden. 

„Garten ist schützenswerte Natur und ist der Ursprung allen Lebens. Für mich gibt es nichts wichtigeres, was mir zudem so viel Freude macht.“
Barbara Pauls, Vorstandsmitglied
„Wir haben nur ein Leben und eine Welt. Was mich antriggert ist, wie wir damit umgehen.“
Jürgen Ramisch

Nahrungsquellen für Insekten schaffen

„Wir haben einen tollen Zuspruch aus der Bevölkerung“, sagt Jürgen Ramisch. Und auch mit der Stadt und den kommunalen Umweltbetrieben (USK) arbeite man gut zusammen, obwohl es manchmal bürokratische Hürden zu nehmen gelte.

Der Verein ist gut vernetzt, hat mit der Looschelders Öko- und Sozialstiftung einen unterstützenden Partner an seiner Seite und will auch jenseits der Arbeit im Beet viel auf die Beine stellen. So sollen demnächst vor einem großen Kaufhaus zwei Hochbeete aufgestellt und mit Kräutern bepflanzt werden, die Bienen und anderen Insekten Nahrung bieten. „Wir wollen die Innenstadt insektenfreundlicher machen“, erklärt der Vorsitzende.

Die Bürger zur Nachahmung anregen soll das Vorhaben, gemeinsam mit den Umweltbetrieben Baumscheiben, also die freie Fläche rund um Straßenbäume, zu bepflanzen und damit für mehr Artenvielfalt in der Stadt zu sorgen.

Kochabende in Kooperation mit dem Welcome-Center Hochschule Rhein-Waal (Einheimische kochen für Studierende und umgekehrt), Gartenkunst-Aktionen mit Kindern, die Beteiligung an lokalen Festen und vieles mehr haben sich die Stadtgärtner für 2019 vorgenommen.

Weitere aktive Mitglieder werden gebraucht

Für all das braucht es Helfer. Das Kernteam ist recht klein für zwei Gartenstandorte, die es zu betreuen gilt. Außerdem soll in diesem Jahr in Kleve ein Brunnen gebaut werden - ein aufwendiges, aber wichtiges Projekt, das die Bewässerung des Spoy-Gartens erleichtern soll. Ein vordringliches Ziel des Vereins ist daher die Gewinnung neuer, vor allem jüngerer Mitglieder.

Aus Urban Gardening ist ein Netzwerk geworden.

Möglichkeiten sich einzubringen gibt es beim „Essbaren Kleverland“ viele – im Beet ebenso wie am Computer.

Die reiche Ernte besteht dabei nicht nur aus Radieschen, Kürbis oder Erdbeeren: „Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele wertvolle Beziehungen gewonnen. Aus der Idee, Urban Gardening zu machen, ist ein Netzwerk geworden“, so Jürgen Ramisch.

Gemeinschaftsgärten (Urban Gardening)

Bei einem Gemeinschafts- oder Mitmach-Garten tun sich Menschen unterschiedlichen Alters und vielfältiger Herkunft zusammen, um gemeinsam Flächen fürs Gärtnern zu nutzen. Das Säen, Pflanzen, Pflegen und Ernten lässt nicht nur Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen wachsen, sondern auch Gemeinsinn und gute Nachbarschaft. So entwickeln sich nachhaltige grüne Oasen in der Stadt, die in der Regel öffentlich zugänglich sind.

Viele Gruppen wollen durch den Eigenanbau und die Verwertung der selbst erzeugten Lebensmittel auch die Wertschätzung für unser Essen fördern, gärtnerisches Wissen vermitteln und alte Obst- und Gemüsesorten erhalten. 

Weitere Initiativen und Gruppen im Porträt findest du hier.

Eine Frau hält frisch geerntete Möhren

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Alle Infos rund um „Lebensmittel retten und selbst anbauen“ in der Übersicht

 

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